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Taubenquälerei ist auch Tierquälerei

Die Polizei Moosach brachte uns eine Taube eines Finders. Die Taube lag auf der Brust und konnte nicht mehr fliegen. Bei der Untersuchung konnte ich allerdings keine Verletzung an den Flügeln finden.

Foto: © Tierrettung München

Was jedoch auffällig war, waren deutlich dunkelrot bis blau verfärbte Ständer (= Füße). Bei genauerer Betrachtung fiel eine weiße Schnur unter den Federn auf. Dieses sorgte dafür, dass die Beine der Taube überkreuzt, sehr eng aneinandergebunden waren. Es kommt immer wieder vor, dass Schnüre, Haare oder ähnliches sich um die Taubenbeine wickeln und Einschnürungen verursachen. Dies sind meistens jedoch sehr dünne lange Schnüre, die sich mehrfach kreuz und quer um die Beine und Zehen wickeln.

In diesem Fall war es ein relativ dickes weißes Band, welches exakt über den Sprunggelenken angebracht war, lediglich einmal, dafür aber sehr fest drum herum ging und mit einem festen Knoten zugemacht war. Die Schnurenden waren wiederum exakt am Knoten abgeschnitten. Die Art und Weise wie das Band angebracht war, lässt auf absichtliches Anbringen schließen.

Ob, das zur Quälerei des Tieres oder möglicherweise, für uns aber die unwahrscheinlichere Variante, zur Fixierung durch einen Halter angebrachte Band, sorgte dafür, dass die Beine der Taube nicht mehr durchblutet wurden. Sie zeigte auch nach Entfernen des Bandes keinen Greifreflex und konnte zunächst auch weiterhin nicht auf ihren Beinen stehen. Sie bekam ein Schmerzmittel und dann hieß es warten, ob die Beine wieder durchblutet werden und sich eine Besserung einstellt. Glücklicherweise konnte sie 1 Stunde später wieder auf ihren Beinen stehen, auch wenn der Greifreflex weiterhin fehlte. Vermutlich wurde sie noch rechtzeitig gefunden und das Band gelöst. Bei der Folgeuntersuchung am nächsten Morgen waren die Zehen warm und der Greifreflex nur noch am linken Ständer geringgradig eingeschränkt.

Die Taube war sehr agil und hatte gut gefressen. Wir haben sie zur weiteren Untersuchung und Behandlung in die Vogelklinik in Oberschleißheim gebracht, wo sie zusätzlich auf innere Parasiten untersucht wurde. Wir freuten uns, als wir erfuhren, dass sie von den Kollegen der Vogelklinik bereits am nächsten Tag wieder in die Freiheit entlassen werden konnte.

Sabrina Schneider

Tierärztin bei der aktion tier Tierrettung München