Tierheim 'aktion tier Zossen'

Besondere Hunde ...

Einige von euch wissen ja sicher, dass bei uns in Zossen nicht nur unkomplizierte Hunde sitzen, sondern auch einige "Granaten". Dies sind Hunde, die mit ganz unterschiedlichen Geschichten bei uns stranden. Allerdings haben sie eines gemeinsam: Sie setzen ihre Zähne ein. Der eine mehr, der andere weniger. Aber alle haben schon ernsthafte Beißvorfälle mit Menschen auf dem Kerbholz zu verzeichnen.

Tierheimleitung Myriam mit "Anton". Foto: © aktion tier Tierheim Zossen

Die Gründe, warum sie zubeißen, sind da so individuell wie die einzelnen Charaktere selbst. So muss man für jeden dieser Kandidaten einen ganz eigenen Weg finden, um mit ihnen zu arbeiten und sie wieder "gesellschaftsfähiger" zu machen. Dabei sollte man wissen, dass nicht alles wieder repariert werden kann, was Mensch kaputtgemacht hat.

Oftmals wurde der Hund unüberlegt angeschafft, es wurde sich nicht ausreichend über die Bedürfnisse erkundigt oder dieser sollte einfach nur als Statussymbol herhalten. Manchmal sind die Besitzer auch bemüht, bloß leider wenden sie Erziehungsmethoden an, die völlig überholt sind, und dann fällt das Kind erst recht in den Brunnen. Oder aber Hund wird über die Maßen geliebt, bloß bekommt keine Führung sowie Stabilität und übernimmt dann das Zepter und sorgt für die Familie. So passt er dann nicht mehr in die Gesellschaftsrolle, in die man ihn gerne stecken wollte. Natürlich gibt es auch die misshandelte Hunde, denen gar keine andere Möglichkeit blieb, als sich zur Wehr zu setzen.

Wir hören dann oft: „Plötzlich, aus heiterem Himmel hat der Hund zugebissen. Ohne jede Vorwarnung!“. Tatsächlich stellen wir zumeist jedoch fest, dass dieser Hund durchaus vorher signalisiert, was er von gewissen Handlungen des Menschen hält. Oft werden diese Signale allerdings nicht wahrgenommen oder sogar bewusst ignoriert. Für den Hund bedeutet das, dass er eben noch eine Schippe drauf legen muss, und siehe da, sobald Zähne ins Spiel kommen, lässt der Mensch von ihm ab. Perfekt, der Hund hat seine Lösung für das Problem gefunden. Was bedeutet das jetzt für diese Hunde? Sie müssen weg. Sofort! Ab ins Tierheim, weggesperrt. Sie werden gerne wie beschädigte Ware aussortiert und weggeworfen.

Da landen sie nun bei uns, die Kurts, Tysons, Baloos und Antons. Wir können sagen, dass jedem von unseren "schweren Jungs" nicht die fehlende Zuneigung zum Verhängnis wurde. Sie brauchen nicht einfach jemanden, der sie lieb hat und sind dann plötzlich dankbar und vergessen ihre Vergangenheit. So funktioniert das bei Lebewesen nicht. Die Vergangenheit und Erlebnisse formen sie und machen sie zu dem, was sie sind.

Wie sieht die Zukunft für „schwierige“ Hunde aus?

Wir arbeiten mit allen, schauen uns an, wo der Schuh drückt. Wir bauen Vertrauen auf, legen den Handlungsspielraum fest und kommunizieren klar. Somit findet man dann einen gemeinsamen Weg, nimmt sich gegenseitig ernst und sieht das Gegenüber so, wie es ist. Dann ist auch wieder vieles möglich, ohne dass jemand Federn lassen muss. Und dann kommen die Leute auf der Suche nach einem Hund, schauen sich unsere „Pappenheimer“ an. Auch wenn wir aufklären, informieren und warnen, sehen viele Menschen nur den scheinbar wohl erzogenen Hund, der so niedlich schaut. Sie sehen, wie der Hund mit uns agiert und sind der Meinung, dass der Hund ja wieder "funktioniert". Das sollte doch dann mit jedem klappen, und so ernst kann das doch alles nicht sein. Wir sind allerdings ehrlich, was unsere Hunde betrifft, verschweigen nichts und reden auch nichts schön. Wem wäre damit geholfen? Weder dem Menschen auf der Suche nach dem Freund fürs Leben, noch dem Hund, der wieder nicht gesehen wird, wie er ist.

Sind diese Hunde also unvermittelbar? Nein, das sind sie nicht! Sie sind nur einfach keine Jedermann-Hunde. Sie suchen den passenden und fachkundigen Menschen, der sie zu nehmen weiß. Der das passende Umfeld hat, in das auch ein spezieller Hund passt. Es ist so schwer, wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen, das müssen wir zugeben. Aber wir sind bereit, nach dieser Nadel zu suchen, und bis dahin haben sie uns an ihrer Seite.

Michaela Gebhardt

Tierheimleitung