Nur einige hundert Schweine konnten von Helfern und Feuerwehrleuten gerettet werden. Insgesamt wurden 18 Stallgebäude zerstört, der Sachschaden wird in Millionenhöhe geschätzt. Da eine Brandstiftung nicht ausgeschlossen werden kann, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Betrieb für negative Schlagzeilen sorgt. Nach der Antwort des Landwirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Landtag waren alleine zwischen 2011 und 2014 mehr als 100 tierschutzrelevante Verstöße bekannt geworden. Zu dieser Zeit gehörte die Schweinezuchtanlage noch zum Firmengeflecht des Niederländers Adrianus Straathof. Dieser hatte mit dem Bau der Anlage nach zweijähriger Prüfung und gegen erbitterten Widerstand von Anwohnern, Tier- und Umweltschutzorganisationen erst 2010 begonnen. 2015 musste Straathof aufgrund eines deutschlandweiten Tierhalte- und Betreuungsverbotes Insolvenz anmelden. Ein Bankenkonsortium hatte anschließend neben anderen ehemaligen Straathof-Betrieben auch die Zuchtanlage in Alt Tellin treuhänderisch verwaltet, bevor sie 2020 erneut den Besitzer wechselten. Seit Jahren streiten sich der neue Betreiber und Umweltschützer vor Gericht, ob die Anlage überhaupt hätte genehmigt werden dürfen. Der Brand gießt nun wortwörtlich Öl ins Feuer, denn laut Genehmigung hätte es für die Tiere im Falle eines solchen Unglücks einen Notauslauf geben müssen, der aber offensichtlich nicht verwirklicht worden war.
Stallbrände wie dieser aktuelle Fall sind leider keine Seltenheit.
Recherchen von Tierschützern zufolge brennt es in Deutschland im Schnitt fast sechsmal täglich in landwirtschaftlichen Einrichtungen. Regelmäßig werden dabei Tausende Tiere schwer verletzt oder kommen sogar zu Tode. Für einen Großteil der Brände sind – dies bestätigen auch Untersuchungen von Versicherungen – Schäden in der Elektrik verantwortlich. Ob auch in Alt Tellin Fehler oder Ausfälle der elektrischen Anlagen für den Ausbruch des Feuers verantwortlich sind, wird noch geprüft. Allerdings waren erst vor zwei Jahren in dem jetzt betroffenen Betrieb mehr als 1.000 Ferkel gestorben, nachdem eine Lüftungsanlage versagt hatte; auch in diesem Zusammenhang hatte die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ermittelt.
Ein weiterer, leider häufiger Grund für Brandvorfälle ist Brandstiftung, zudem können auch menschliche Fehler bei der Bedienung der Anlagen und Geräten Brände verursachen. Doch vor allem eine fehlende Brandsicherung wird im Notfall vielen Tieren zum Verhängnis. Dabei könnten mit den richtigen Sicherheitsvorkehrungen das Entstehen vieler Brände verhindert und Auswirkungen massiv eingedämmt werden. Sprinkleranlagen oder Brandmelder, die zu einem frühen Entdecken führen könnten, gibt es in vielen Betrieben nicht, selbst eine funktionierende Löschwasserversorgung ist oft nicht vorhanden. Auch Notausgänge – sofern überhaupt eingerichtet – helfen in der Tiermast kaum. Denn das Hauptproblem ist die Größe der Tierbestände. Angesichts von Bestandsgrößen (je nach Tierart) von bis zu über hunderttausend Individuen ist eine kontrollierte, effektive Räumung im Notfall schlicht nicht möglich. Zudem fehlt fast immer auch ein Ausweichgelände als Sammelplatz. Daher lautet die einfachste Empfehlung neben einer gründlichen Vorsorge und regelmäßigen Wartung: Die Tierbestände müssen begrenzt werden. Zwar heißt es gemäß den Bauordnungen der Länder: „Bauliche Anlagen sind so (...) zu errichten (...) und instand zu halten, dass der Entstehung eines Brandes (...) vorgebeugt wird und bei einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind“. Darüber, was dies aber konkret bedeuten soll, schieben sich Bund und Länder seit Jahren die Verantwortung gegenseitig zu.
Auf der letzten Agrarministerkonferenz wurde das Thema Brandschutz und -vorsorge überhaupt nicht behandelt. Solange es aber keine konkreten Vorgaben gibt, gibt es auch keine Verstöße und damit kein Hindernis, unsichere Stallungen zu betreiben oder neu zu errichten. Es gilt daher: Wer diese unhaltbare Situation nicht unterstützen möchte, sollte auf eine pflanzliche Ernährung umstellen. Denn dies ist der wirksamste Weg, die Massentierhaltung durch ausbleibende Nachfrage zu beenden.