Wie wir Menschen verlieren auch die meisten Hunde und Katzen das ganze Jahr über Haare. Dieser Kreislauf von Wachsen, Ruhen und Ausfallen sorgt für permanente Erneuerung. Der Fellwechsel ist jedoch anders. Tierbesitzer wissen genau, wovon die Rede ist. Das sind keine einzelnen Haare, sondern Massen davon. Schon bald liegen sie im ganzen Haus herum. Nach dem Streicheln unseres Lieblings bleiben dicke Haarbüschel in der Hand zurück, und wer auf die schlechte Idee kommt, schwarze Kleidung zu tragen, sieht schnell wie ein Yeti aus.
Der Fellwechsel – eine haarige Sache
Der Fellwechsel bei Hund und Katze ist ein ganz natürlicher Vorgang, der zweimal im Jahr stattfindet. Hier erfahren Sie die Hintergründe und wie Sie Ihr Tier in dieser Zeit am besten unterstützen.
Wann?
Der Fellwechsel findet meistens im April/Mai sowie zwischen September und Oktober statt und dauert etwa sieben Wochen. Nicht nur Hunde und Katzen, sondern fast alle Säugetiere unserer gemäßigten Zonen sowie in polaren Regionen passen auf diese Weise ihr Haarkleid der Jahreszeit an. Einige Wildtiere verbinden den Fellaustausch zusätzlich mit einem Farbwechsel, um zum Beispiel im Schnee weniger auffällig zu sein.
Übrigens: Selbst reine Wohnungskatzen durchlaufen den Fellwechsel. Dieser dauert jedoch nicht so lang und ist auch weniger intensiv als bei Freigängern.
Auslösende Faktoren
Eine wesentliche Rolle spielt die Tageslänge. Wenn es im Frühjahr länger hell ist und im Herbst die Tage kürzer werden, ändern sich die Hormonausschüttungen im Tierkörper und geben den Startschuss für den Fellwechsel. Erwähnenswert ist hier vor allem das Hormon Melatonin, welches unter anderem den Biorhythmus steuert. Die Außentemperatur gilt dagegen als eher nachrangig.
Qualität statt Quantität
Die Anzahl der Haare ändert sich beim Fellwechsel nicht, sondern nur deren Struktur. Im Frühling sind die nachwachsenden Haare dünner, im Herbst als Schutz vor der winterlichen Kälte dicker und fester. Auch das bei vielen Hunde- und Katzenrassen vorhandene, oft als Unterwolle bezeichnete Unterfell wächst im Herbst nicht zahlreicher, sondern einfach nur wesentlich voluminöser nach. Diese Matte muss im Frühling runter, und entsprechend heftig ist dann auch der Haarausfall.
Individuelle Angelegenheit
Der Fellwechsel läuft nicht bei jedem Tier gleich ab. So sollen ältere und kastrierte Hunde und Katzen sowie läufige Hündinnen insgesamt stärker haaren. Auch der rassebedingte Haartyp spielt eine Rolle. Hunde- und Katzenrassen mit Unterwolle und langem, dichten Fell verlieren meistens grundsätzlich und besonders während des Fellwechsels sehr viele Haare. Dies sind zum Beispiel nordische Hunde wie Husky und Samojede sowie bei den Katzen Norwegische Waldkatze und Main Coon. Allerdings lässt kurzes Fell nicht automatisch auf wenig ausfallende Haare und einen moderaten Fellwechsel schließen. Beispiele hierfür sind die Kurzhaarhunde Mops, Beagle und Dalmatiner, die wirklich tierisch haaren.
Rassen wie Yorkshire Terrier und Pudel haben spezielle, angezüchtete Haarstrukturen und machen aufgrund dessen so gut wie keinen Fellwechsel durch.
Bürsten hilft
Während des Fellwechsels sollte man vor allem bei langhaarigen Hunden und Katzen täglich zur Bürste greifen. Dazwischen genügt es, das Fell seines Lieblings zwei- bis dreimal pro Woche zu pflegen. Bürsten und Kämmen regt die Durchblutung an und entfernt die meisten losen Haare, die sich andernfalls in der Wohnung verteilen würden.
Am besten gewöhnt man schon die Welpen zum Beispiel mit einer zarten Noppenbürste oder einem Pflegehandschuh daran, damit sie die Fellpflege zulassen und im günstigsten Fall sogar genießen. Voraussetzung hierfür ist ein sanftes Vorgehen. Wer mit der Stahlbürste grob durch das zerzauste Fell pflügt, muss sich nicht wundern, wenn das Tier beim Anblick des „Folterinstruments“ die Flucht ergreift.
Am Bauch ist besondere Vorsicht geboten, damit die empfindlichen Brustwarzen nicht verletzt werden. Kleine Filzstellen sollten vorsichtig von außen nach innen freigebürstet oder mit einer abgerundeten Schere in Hautnähe abgeschnitten werden. „Haarige Problemzonen“ wie hinter den Ohren oder zwischen den Zehen, wo es immer wieder zu Verfilzungen kommt, können vorbeugend zum Beispiel von einem Hundefriseur kurzgehalten werde. Loben und belohnen Sie Ihr Tier nach erfolgreicher Pflegesitzung – das macht beiden Seiten Lust auf mehr.
Da sich gesunde Katzen sehr gründlich putzen, landen immer Haare im Verdauungstrakt. Vor allem während des Fellwechsels ist hier regelmäßiges Bürsten sehr hilfreich. Aber auch alten und kranken Katzen, die sich nicht mehr so intensiv putzen, hilft das Bürsten enorm und sollte zur täglichen Routine werden.
Menschenkamm und Haarbürste vom Drogeriemarkt?
Besser nicht, denn jedes Tier hat aufgrund seiner Größe, Rasse und des Felltyps individuelle Ansprüche an die zu verwendenden Fellpflege-Werkzeuge. Es gibt eine unglaubliche Fülle an Kämmen, Entfilzern, Striegeln, Trimmmessern und Bürsten. Am besten lässt man sich im Fachhandel beraten.
Bürsten ist Pflicht
Die Pflege eines Tieres gehört zu den im Tierschutzgesetz festgeschriebenen Pflichten des Halters. Wird die Fellpflege vor allem bei langhaarigen Hunden und Katzen vernachlässigt, kann es zu extremen Verfilzungen und Bewegungseinschränkungen kommen. Da unter den Filzballen keine Luft mehr an die Haut kommt, können sich Parasiten ansiedeln und Entzündungen entstehen. Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen verursachen den betroffenen Tieren Schmerzen und Leiden. Je nach Schwere der Vernachlässigung muss der Halter mit einem Bußgeldoder sogar Strafverfahren sowie der Wegnahme des Tieres rechnen.
Katzengras
Man kann Katzen nicht nur zum Fellwechsel Katzengras anbieten. Das regt die Verdauung an, fördert den Transport der aufgenommenen Haare durch den Magen-Darm-Trakt und erleichtert das Ausscheiden. Malzpaste ist ebenfalls ein bekanntes Hilfsmittel, da sie die Haare im Magen umschließt und besser durch den Darm gleiten lässt.
Leinöl, Bierhefe, Ei
Gesunde Haustiere, die mit hochwertigem, möglichst naturbelassenem Futter altersgerecht ernährt werden und ein schönes, glänzendes Fell besitzen, brauchen in der Regel während des Fellwechsels keine besondere Nahrung oder Zusatzstoffe. Da aufgrund der Hormonumstellung und des verstärkten Stoffwechsels jedoch viel Energie benötigt wird, kann ein wenig Unterstü
Wir beschränken uns hier auf drei natürliche Substanzen.
Etwas kaltgepresstes Leinöl in Bio-Qualität im täglichen Futter kann Hunden und Katzen auch außerhalb des Fellwechsels gegeben werden, da es durch seine mehrfach ungesättigten Omega 3 Fettsäuren nicht nur gut für Haut und Haare, sondern auch insgesamt sehr gesund ist. Daneben kann Bierhefe, zum Beispiel als Kur über 4-6 Wochen mit Beginn des Fellwechsels gegeben werden. In dieser Zeit besteht bei Hunden und Katzen ein erhöhter Bedarf an B-Vitaminen, welcher mit der Fütterung von Bierhefe ausgeglichen werden kann.
Ganz frisches, rohes Eigelb ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen, die unseren Tieren guttun. Vor allem das Vitamin Biotin (B7) sorgt für gesunde Haut und glänzendes Fell. Aber bitte nur einmal pro Woche füttern. Bei Katzen hilft Eidotter auch dabei, die verschluckten Haare gut durch den Magen zu schleusen, so dass sie nicht ausgewürgt werden müssen
Bitte kein Lachsöl
Immer wieder wird Lachsöl empfohlen, da es unbestreitbar aufgrund seiner Omega 3 Fettsäuren einen positiven Einfluss unter anderem auf Haut und Haare hat. Das Öl stammt entweder von in Farmen gehaltenen oder wild gefangenen Fischen. Bei der Farmhaltung (Aquakultur) handelt es sich um tierquälerische Massentierhaltung, welche durch den hohen Eintrag an Chemikalien, Medikamenten, Futter und Fischkot in Flüsse und Meere auch gravierende Auswirkungen auf die Umwelt hat. Und der Wildlachs ist derart überfischt, dass er mittlerweile global vom Aussterben bedroht ist. Infolgedessen sind auch andere Tierarten, die sich von dem Fisch ernähren, in ihrem Bestand bedroht. Aus den genannten Gründen sollte man besser keinen Lachs mehr essen und auch kein Lachsöl mehr kaufen!
Wohin mit den Haaren
Natürlich kann man die ausgekämmten oder aufgesammelten Tierhaare einfach wegwerfen. Es gibt jedoch auch kreative Verwendungsmöglichkeiten. Gerade bei großen Wuschelhunden wie Neufundländer und Berner Sennenhund fallen in der Regel größere Haarmengen an. Phantasievolle Menschen stopfen damit Kissen aus oder verspinnen die Haare zu Fäden, aus denen sie dann Pullover und andere Kleidungsstücke stricken.
Man kann die Fellbüschel auch nach draußen legen, wo Vögel und Eichhörnchen sie zum Nestbau verwenden. Unsere Tierärztin Dr. Tina Hölscher weist jedoch darauf hin, dass dies nur geht, wenn Hund oder Katze nicht mit Medikamenten behandelt wurden. Oft werden sogenannte Spoton Präparate gegen Zecken und Flöhe zu jeder Jahreszeit äußerlich auf die Tierhaut gegeben, so dass sich Rückstände davon im Fell befinden und mit ausgebürstet werden. Vogelnester, in denen belastete Hunde- und Katzenhaare verbaut wurden, sind für die Küken unter Umständen lebensgefährlich, da die giftigen Substanzen über die dünne, ungeschützte Haut der Vögelchen aufgenommen werden können. Daher sollten die Haare von mit Medikamenten behandelten Tieren auch immer Zuhause ausgebürstet und im Müll entsorgt werden
Starker Haarausfall außerhalb der normalen Fellwechsel-Zeiten kann auf eine Erkrankung hindeuten und sollte unbedingt vom Tierarzt abgeklärt werden.