Haushunde

Die richtige Hundeschule

Wenn Sie sich einen Hund anschaffen möchten, gehe ich einmal optimistisch davon aus, dass Sie als verantwortlicher Tierfreund sich ausreichend Gedanken gemacht haben, was so eine Hundehaltung alles mit sich bringt. Sie haben genügend Zeit, keine Probleme damit bei Wind und Wetter mit dem Hund vor die Tür zu gehen, sind bereit, im Krankheitsfall des Tieres auch einmal hohe Kosten auf sich zu nehmen und im eigenen Krankheitsfall oder bei Urlaub wissen Sie, wo Sie Ihren Hund gut versorgt unterbringen können. Das Ganze können Sie für die nächsten Jahre gewährleisten?

Foto: 825545. Linzenz: Pixabay

Gut. Sollten Sie sich für einen Hund aus dem Tierheim entscheiden, umso besser! Es gilt dann noch zu klären: Muss es ein Welpe sein oder darf er schon etwas älter sein? Wer sich einen Hund anschafft, ganz gleich ob als Welpe oder ein älterer aus dem Tierheim, wird vermutlich zunächst seine liebe Not mit der Erziehung haben. Ein Welpe weiß noch so gar nicht, wo es lang geht und ein Hund aus dem Tierheim hat vielleicht noch die eine oder andere Marotte, die es gilt, in den Griff zu kriegen. So oder so hat man als neuer Hundebesitzer erst einmal alle Hände voll zu tun. Aber ein gut erzogener und gehorsamer Hund ist wesentlich einfacher im Umgang und der Hund selbst hat ebenfalls mehr Freude, da die gemeinsame Schule, die man durchläuft, ja auch Spaß macht. 

Der Besuch einer Hundeschule macht nicht nur dem Hund Spaß, auch der Tierbesitzer findet meist Freude daran und kann sich prima mit Gleichgesinnten zum Beispiel über die neuesten Streiche des lieben Vierbeiners austauschen. Eine Hundeschule kann man sogar bereits dann besuchen, wenn man noch gar keinen Hund hat. Denn eine gute Hundeschule ist auch gerne beratend tätig, zum Beispiel bei der Frage, welcher Hund am besten zu einem passt oder welches Tierheim man am besten aufsuchen kann. Der Vorteil des Besuchs einer Hundeschule für einen jungen Hund liegt darin, dass eine Sozialisierung mit anderen Hunden stattfinden kann. Schließlich ist der Welpe frisch von den Geschwistern und Elterntieren getrennt. Neben den klassischen Regeln des Grundgehorsams kann der Hund in Gesellschaft anderer Hunde seine eigene Hundesprache verbessern und sozusagen den Wortschatz erweitern. Der Hund wird immer wieder verschiedenen Umweltreizen ausgesetzt, sodass aus ihm ein alltagssicherer Hund wird. Er muss eine klar definierte Rolle in seinem neuen Rudel erhalten. Dazu muss er einen Grundgehorsam haben, um sicher mit Ihnen oder anderen Familienmitgliedern den Alltag mit all seinen Umweltreizen stressfrei zu erleben. Laute Musik, Verkehrslärm, Kindergeschrei, Restaurantbesuche, Menschenansammlungen gehören dabei oftmals dazu, sollen aber keinen Stress auslösen.

Ist der Hund etwas älter (ab der 16. Woche), kann die nächste Schulklasse, z.B. ein Junghundkurs in der Hundeschule besucht werden. Auch ein individueller Einzelunterricht wird in den meisten Hundeschulen angeboten. Dieser ist allerdings meist mit deutlich höheren Kosten verbunden. Dabei kann aber hier optimal auf Sie und den Hund als Team eingegangen werden. Ein Einzelunterricht ist vor allem dann zu empfehlen, wenn es gilt, ein ganz bestimmtes Problemverhalten zu korrigieren. Gute Schulen bieten in solchen Fällen auch Hausbesuche an, da ein Hund sein Problemverhalten meist hier und nicht in fremder Umgebung zeigt. So können gemeinsam Strategien entwickelt werden, um die Verhaltensweisen des Hundes Schritt für Schritt zu verändern. Neben den ganzen erzieherischen Maßnahmen werden auch viel Spiel und Spaß angeboten, z.B. Agilitykurse (Parcourslauf), Clickertraining, Obediance (Gehorsamstraining), Mantrailing (Fährtensuche), Dogdancing (Tanz mit dem Hund), Wanderungen, Ralleys und vieles mehr. Erkundigen Sie sich vor Ort nach den Angeboten und sehen Sie ruhig erst einmal zu.

Auf was Sie achten sollten

In einer Hundeschule geht es für einen Welpen in erster Linie darum zu spielen, zu toben, soziale Kontakte zu anderen Hunden zu bekommen und – das ist ganz wichtig – eine feste Bindung zu seinem Menschen aufzubauen. Das bedeutet in der Praxis, dass zwischen dem Spielen mit den anderen Welpen, der Hund auch mit seinem Besitzer separat Zeit verbringt. Neben der Beziehung, die zwischen Mensch und Hund gefestigt wird, wird auch für die Zukunft verhindert, dass der Hund seinen Menschen links liegen lässt, sobald er auf fremde Hunde trifft. Für unerfahrene Hundebesitzer ist die Hundeschule auch wichtig, um sich Grundkenntnisse zur Hundehaltung anzueignen, etwas über die Mimik des Hundes zu lernen und wie man seinen Bedürfnissen gerecht wird. In einem Welpenkurs werden erste Kommandos trainiert wie „Komm!“, „Sitz!“, „Platz!“, „Bleib!“ usw. Eine gesunde Welpengruppe in der Hundeschule besteht aus nicht mehr als fünf Hunden und der Lehrer sollte ein fundiertes Wissen haben. Keiner der Hunde sollte Aggressionen zeigen und im Idealfall sollte Ihr Welpe täglich auch Kontakt mit einem gut sozialisierten älteren Hund haben. So lernt er eine gute Hundesprache und weiß, wie er sich anderen Hunden gegenüber verhalten darf und muss.

Lob statt Strafe

Wenn Sie beginnen, sich nach einer kompetenten Hundeschule zu erkundigen und diverse Websites besuchen oder auch vor Ort sind, werden Sie feststellen, dass die meisten Hundeschulen keinen Leitfaden veröffentlichen oder preisgeben, nach welcher Art denn nun die Hunde erzogen werden. Fragen Sie bitte konkret nach. Die immer noch effektivste und tierfreundlichste Methode des Lernens ist die positive Motivation. Richtiges Verhalten wird belohnt. Lob statt Strafe – es kommt dabei nur auf den richtigen Moment an und hat mit Bestechung, wie einige Gegner dieser Methode meinen, nichts zu tun. Es wird lediglich die positive Verhaltensweise gestärkt. Dabei müssen ein individuelles Lerntempo und das Niveau dem Hund entsprechend entwickelt werden. Konzentrieren Sie sich auf Ihren Hund, erkennen Sie seine Stimmungen und reagieren Sie entsprechend. In einer guten Hundeschule wird auch ganz individuell auf Ihren Hund eingegangen, damit kein psychischer und bleibender Schaden angerichtet werden kann.

Gehen Sie Hundeschulen aus dem Weg, in denen Hunde gestraft werden. Ein Hund ist eben ein Hund und kann mit Strafe nicht viel anfangen. Abgesehen davon wird bei der Erziehung mit Strafe dem Hund durchaus auch Schmerz zugeführt. Allein das Training zur Leinenführigkeit ist hier für den Hund eine schmerzhafte Erfahrung. Da wird am Halsband geruckt und gezogen, der Hund empfindet einen Würgereiz und ist womöglich verwirrt, warum er diesen Schmerz nun spürt. Wenn nach dieser Methode erzogen wird, wird auch beim Erlernen des Kommandos „Sitz!“ der Hund mit der Hand nach unten gedrückt. Dies ist nicht ganz ungefährlich, wenn man bedenkt, dass bei jungen Hunden die Wirbel und Gelenke in der Wachstumsphase noch ganz weich sind. Natürlich soll Ihr Hund nicht behandelt werden als sei er aus Zucker. Gerade wenn Sie Ihren Hund aus dem Tierheim geholt haben und er schon etwas älter ist, sollte ein klar ausgesprochenes „Nein!“ oder „Aus!“ deutlich sein.

In einer guten Hundeschule lernen Sie die Hundesprache, wie Sie konsequent bleiben (ganz wichtig in der Erziehung) und dem Hund seine Grenzen innerhalb seines Rudels (Sie sind der Rudelführer!) aufzuzeigen. Der Hund lernt, Ihnen zu vertrauen und baut Sicherheiten auf. Hört der Hund gut, können Sie ihm im Gegenzug mehr Freiheiten schenken und sich mit ihm sicher in der Umwelt bewegen. Schließlich reagiert der Hund stets in Anhängigkeit zu den Erfahrungen, die er gemacht hat. Nehmen Sie sich daher immer Zeit für die Erziehung (die übrigens nie aufhört) und wählen Sie für den Anfang eine gute Hundeschule aus. Sicherlich können Sie (und sollen Sie ohnehin) auch Zuhause erziehen. Die Hundeschule ist einfach eine tolle Hilfe, vor allem für diejenigen, die noch nicht viel Erfahrung im Umgang mit Hunden haben. Es gibt dabei keine „blöden“ Fragen und blamieren kann man sich auch nicht. Jeder gute Lehrer wird Ihnen in freundlicher Atmosphäre einfach erklären, was falsch gelaufen ist und Ihnen zeigen, wie Sie die Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Hund verbessern können. Das Beste ist, Sie zahlen in einer Hundeschule stets pro Stunde und buchen und zahlen nicht im Voraus für eine achtwöchige Kurseinheit. Auf diese Weise steht es Ihnen frei, die Schule bei Nichtgefallen auch jederzeit wieder zu verlassen. Besuchen Sie im Zweifelsfall lieber keine Hundeschule statt eine schlechte.

Alexandra Pfitzmann

Redaktion "mensch & tier"