Es werden nur junge Hörnchen angesteckt, und wir haben sehr oft mit ihnen mitgelitten, weil sie solche wahnsinnigen Schmerzen leiden mussten. Deshalb hatte ich mich in all den Jahren immer wieder an andere Auffangstationen gewandt, um zu erfragen, ob solch erkrankte Tiere auch bei ihnen auftauchten und wie eine Behandlung aussehen könnte. Niemand hatte Erfahrungen damit. Wir rätselten alle.
Vor zwei Jahren, nachdem wir wieder ein Tier durch diese Krankheit verloren hatten, reichte es mir. Ich bekam den Tipp, mich an das Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin zu wenden und dieses um Mithilfe zu bitten. Dabei hatten wir das Glück, auf eine interessierte Mitarbeiterin zu treffen, Frau Dr. Gudrun Wibbelt. Sie untersuchte einerseits die verstorbenen Tiere, die wir ihr übergaben. Andererseits nahm sie von den erkrankten Jungtieren Proben der Hautveränderungen ab. Und das so vorsichtig und behutsam, dass die Tiere nicht noch zusätzlich leiden mussten – und sie kam zu uns in die Auffangstation, wofür wir sehr dankbar waren. So wurde unseren Schützlingen noch eine weitere Strapaze erspart. Nach vielen Untersuchungen stellte sich dann heraus, dass es sich tatsächlich um eine „richtige“ Erkrankung handelt, ausgelöst durch ein Pockenvirus, das bis dahin unbekannt war. Wie die Wissenschaftler so sind, waren sie ganz begeistert von dieser Entdeckung...
Wir hingegen wurden darin bestätigt, dass wir es hier eben mit etwas „Handfestem“ zu tun hatten. Leider hilft diese Erkenntnis uns nicht, nun speziell gegen das Virus vorgehen zu können. Es ist eine Viruserkrankung, da hilft kein Antibiotikum. über all die Jahre haben wir natürlich viele Erfahrungen sammeln können. Es ist ganz wichtig für Sie zu wissen: Dies ist eine „Kinder-Viruserkrankung“, die nur junge Eichhörnchen befallen kann.
Menschen und Haustiere sind nicht gefährdet. Auch erwachsene Hörnchen stecken sich nicht an. Aber für die betroffenen Jungtiere kann es wirklich die Hölle sein. Die Krankheit beginnt relativ harmlos mit krustigen schorfigen Hautveränderungen an den Füßen, den Händen und/oder den Ohrrändern. Bei schlimmerem Verlauf bilden sich am gesamten Schwanz dicke feste Krusten, die ein Bewegen des Schwanzes recht schmerzhaft gestalten. Auch am Geschlechtsteil, After und am übrigen Körper können Schorfstellen auftreten. Die Haut an den krustigen Stellen reißt ein, das verursacht unglaubliche Schmerzen, die schlimmstenfalls von Kopf bis Fuß auftreten. Durch die offenen Stellen können Keime eintreten, und die Wunden entzünden sich, und manchmal werden sie suppig und feucht. Das ist das schlimmste Stadium, und die Tiere müssen mit Schmerzmitteln und gegebenenfalls Antibiotikum eingedeckt werden.
Das Wichtigste der Behandlung ist, sofort das Immunsystem extrem zu unterstützen und aufzubauen und die Schmerzen zu minimieren. Die Behandlung ist unglaublich zeit(und kosten) intensiv, aber wir haben inzwischen sehr gute Erfolge, vor allem mit der Alternativmedizin, und die Kleinen, die mit uns um ihr Leben kämpfen, werden oft wieder ganz gesund.
Unsere Gedanken sind bei denen, denen wir leider nicht helfen konnten und die daran gestorben sind. Wir werden ihren beeindruckenden Kampfgeist nicht vergessen!