Nachdem der Tierhalter Frank B. verstorben war, hatten sich Angehörige an aktion tier- Meissen gewandt, nachdem sie vergeblich verschiedene Ämter um Hilfe gebeten hatten..
Die kleine Wohnung des Verstorbenen war mit einem großen Aquarium und zahlreichen Terrarien vollgestellt, in denen nicht nur Giftschlangen, sondern auch eine ebenfalls mit Giftdrüsen ausgestattete Krustenechse sowie insgesamt 60 Skorpione und Vogelspinnen gehalten wurden. Bis auf die Schlangen hatten die Angehörigen die meisten Tiere schon weitergegeben. Der Halter hatte sehr zurückgezogen gelebt und auch niemanden darüber informiert, dass er im Krankenhaus war, wo er dann auch verstarb. Daher waren die Tiere lange unversorgt geblieben und in der Folge zahlreiche Skorpione, Vogelspinnen und auch Futtertiere in ihren Behältnissen verhungert und verdurstet. .
Außerdem entsprachen die Terrarien in keiner Weise den Anforderungen an eine artgerechte und vor allem sichere Gifttierhaltung. Sie waren verdreckt und meist zu klein, weder ordnungsgemäß abgedichtet noch abschließbar. Wir fanden in der Wohnung mehrere tote giftige Skorpione, die aus ihren Behältern entkommen waren. Da wir nicht sicher sein konnten, nicht doch noch auf ein lebendes, freilaufendes Gifttier zu stoßen, gingen wir äußerst vorsichtig vor. Marko Hafenberg, der sich auf Terrarientiere spezialisiert hat und in Brandenburg die Reptilienauffangstation „Terrarium Brandenburg“ betreibt, ist im Umgang mit Giftschlangen geübt. Er stellte fest, dass es sich bei den Schlangen in der Wohnung um drei Seitenwinder- Klapperschlangen (Crotalus cerastes), eine Texas Klapperschlange (Crotalus atrox), eine Schildkobra (Aspidelaps lubricus) und eine Todesotter (Acanthophis laevis) handelt. Der Biss aller vier Schlangenarten ist potenziell lebensgefährlich. Hinzu kam, dass die Tiere offenbar nicht an Menschen gewöhnt waren und sich sehr aufgeregt und angriffslustig verhielten. Marko Hafenberg war jedoch entsprechend vorbereitet, zog seine Schutzkleidung an, legte sein Werkzeug bereit und fing alle sechs Schlangen dann ruhig und vorsichtig ein. Die Tiere wurden einzeln in Transportboxen oder Säcke gesetzt, die zusätzlich gesichert wurden. Nun sind die Schlangen in der Auffangstation von Marko Hafenberg in sicheren Quarantäneterrarien untergebracht, wo die teilweise abgemagerten und dehydrierten Tiere erst einmal aufgepäppelt werden..
Unterlagen zu diesen sechs Schlangen waren nicht vorhanden. Dafür fanden wir in der Wohnung des Tierhalters Herkunftsbestätigungen und Bescheinigungen über weitere 34 Giftschlangen. Wo sich diese Tiere befinden, ist völlig unklar.
Angesichts dieses neuerlichen Falls nicht sachgerechter Gifttierhaltung weist aktion tier wieder einmal auf die dringende Notwendigkeit einer bundesweiten Gefahrtierverordnung hin. Bisher regeln dies die Länder nach eigenem Gusto. Mehrere Bundesländer, darunter Sachsen, haben gar keine entsprechende Verordnung. Jeder kann in Sachsen Giftschlangen halten, muss keine entsprechende Sachkunde nachweisen und auch nicht die Sicherheit der Unterbringungen belegen. Dabei stellen Haltungen wie die in Oberlungwitz nicht nur eine Gefahr für den Halter dar, der in der Vergangenheit bereits mehrfach selbst von seinen Giftschlangen gebissen wurde. Auch die Nachbarn und somit die Allgemeinheit ist potenziell gefährdet.