Fast täglich können wir der Presse Meldungen über Giftanschläge auf Hunde entnehmen. Bei den meisten Meldungen handelt es sich um Köder, die ganz bewusst an unübersichtlichen Stellen in Gebüschen, Parks und Wäldern platziert wurden. Mit welcher Intention diese Köder dort abgelegt wurden, kann nur in den seltensten Fällen geklärt werden. So kommt es nur sehr vereinzelt vor, dass ein Täter gefasst wird und Angaben zu seinen Motiven macht. Aber ob es nun der Nachbar ist, der ganz gezielt einen Anschlag auf den ungeliebten Vierbeiner im Haus verüben möchte oder ob hinter den Ködern ein genereller Hundehasser steckt, dem die Vorstellung, dass ein Hund einen langen und qualvollen Tod erleidet, ganz einfach Freude bereitet, so sind es doch immer primitive Motive, aus denen heraus mit Rattengift gefüllte Hackfleischbällchen oder mit Schrauben gespickte Würstchen in unseren Grünanlagen abgelegt werden.
Lebensgefahr! – Gutes Training schützt Ihren Hund
Rattengift in Hackfleischbällchen, Tabletten in Wurststückchen, giftige Pflanzenschutzmittel auf Leberwurstbrötchen oder sogar Rasierklingen in rohem Fleisch. Immer wieder kommt es zu schlimmen Vergiftungen, schwerwiegenden inneren Verletzungen und tragischen Todesfällen durch Köder, die von Hundehassern präpariert und an Büschen und Bäumen ausgelegt werden.
Das Auslegen solcher präparierten Köder ist keine „Jugendsünde“, sondern eine Straftat.
Dem Ideenreichtum der Täter sind bei der Herstellung von Giftködern leider keine Grenzen gesetzt. So ist es daher nicht immer ganz leicht, beabsichtigt platzierte Köder von weggeworfenen Speiseresten zu unterscheiden. Um jedoch sicher zu sein, dass Ihr Hund keinen bewusst präparierten Köder aufnimmt, sollte er möglichst früh lernen, generell keinerlei Nahrung von der Straße aufzulesen. Um dies zu üben, gibt es verschiedene Trainingsmethoden.
Laut Tierschutzgesetz kann der Täter, der durch das Auslegen eines Giftköders ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder erhebliche Schmerzen und Leiden zufügt, zu einer Geldstrafe oder sogar zu einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren verurteilt werden.
„Liegen lassen!“
Eine Möglichkeit ist es, dem Hund ein gut sitzendes „liegen lassen“ beizubringen. Hier kann das Wortsignal selbstverständlich beliebig ausgetauscht werden. Gerne genommen wird auch „lass das“ oder „nix da“. Grundsätzlich sind der Kreativität aber keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass der Hund lernt das Gefundene auf das Signal hin liegen zu lassen und sich im Idealfall davon abzuwenden.
Um das Signal aufzubauen, nehmen Sie ein nicht so hochwertiges Stück Futter in die eine Hand und das absolute Lieblingsfutter Ihres Hundes in die andere Hand. Präsentieren Sie Ihrem Hund das nicht so hochwertige Futter in der zunächst noch geschlossenen Hand, während Sie freundlich Ihr Wortsignal „liegen lassen“ sagen. Warten Sie so lange, bis Ihr Hund etwas von der geschlossenen Hand ablässt und sich ein Stück zurück nimmt, zur Seite schaut, sich hinsetzt oder anfängt am Boden zu schnüffeln. Sobald Ihr Hund von der Hand ablässt, loben Sie ihn verbal (oder klickern/ marken) und ziehen ihn mit der Hand, in der sich das Highlight-Futter befindet, von der eben präsentierten Hand weg. Dieser Schritt ist wichtig, damit der Hund lernt, sich auf das Signal hin komplett vom Futter abzuwenden. Ist der Hund der Hand mit dem Highlight-Futter gefolgt, öffnen Sie die Hand und lassen Ihren Hund fressen. Hat Ihr Hund diesen Schritt des Trainings gut verstanden, steigern Sie die Schwierigkeit, in dem Sie das nicht so hochwertige Futter nicht mehr in der geschlossenen, sondern mit der offenen Hand präsentieren.
Klappt auch dies gut, legen Sie das Futter auf den Boden und nehmen Ihren Hund an die Leine. Bewegen Sie sich mit Ihrem Hund auf das Futter zu. Zeigt der Hund Interesse und läuft zu dem Futter, kommt Ihr bereits bekanntes Wortsignal „liegen lassen“. Wendet der Hund sich von dem auf dem Boden liegenden Futter ab, belohnen Sie ihn hochwertig aus der Hand. Zögert er im ersten Moment noch etwas, können Sie ihn mit dem Highlight-Futter in der geschlossenen Hand etwas helfen, in dem Sie ihn wie im ersten Schritt mit dieser von dem auf dem Boden liegenden Futter „wegziehen“. Steigern Sie erst nach und nach den Schwierigkeitsgrad in dem Sie immer hochwertigeres Futter auslegen und die Gegenden, in denen Sie trainieren, immer ablenkungsreicher werden.
Nachteil dieser Trainingsmethode:
Um Ihren Hund von der Futteraufnahme durch Ihr Wortsignal abzuhalten, müssen Sie das Futter sehen. Ist dieses tief im Gebüsch versteckt und Ihr Hund ohne Leine unterwegs, besteht die Gefahr, dass Sie gar nicht mitbekommen, dass Ihr Hund etwas fressen möchte.
„Zeig mir an, was du gefunden hast“
Eine weitere Möglichkeit ist es, Ihrem Hund beizubringen auf dem Boden liegendes Futter durch ein davor Absetzen anzuzeigen. Für dieses Training ist es notwendig, dass Ihr Hund einen Klicker oder Marker kennt und dieser auch so gut aufgebaut ist, dass Ihr Hund sich beim Erklingen sofort freudig zu Ihnen umdreht. Um das Anzeigen zu üben, wird erst das Stoppen vor dem Futter auf dem Boden trainiert und erst dann das gewünschte Anzeigeverhalten mit eingeführt.
Legen Sie nicht zu hochwertiges Futter auf den Boden. Ist der Boden nicht ganz eben, markieren Sie sich die Stelle mit einem Hütchen, einer Fahne oder was auch immer. Hauptsache, Sie sehen noch genau, wo Sie das Futter ausgelegt haben. Nehmen Sie Ihren Hund an die Leine und laufen auf das Futter zu. Lassen Sie den Hund im besten Fall neben sich laufen. Stoppen Sie mit so einem Abstand vor dem Futter, dass Ihr Hund noch nicht die Möglichkeit hat, an dieses heranzukommen. Guckt Ihr Hund auf das Futter, klicken Sie oder markern Sie Ihren Hund. Wendet Ihr Hund seinen Blick daraufhin von dem auf dem Boden liegenden Futter ab, belohnen Sie ihn sehr hochwertig aus der Hand. Verringern Sie in mehreren Trainingseinheiten nach und nach den Abstand zum Futter, bis Sie mit Ihrem Hund direkt vor dem Futter stehen bleiben können. Steigern Sie auch hier die Schwierigkeitsstufe, in dem das ausgelegte Futter immer hochwertiger und die Trainingsumgebung immer ablenkungsreicher wird.
Gefundenes Futter anzuzeigen statt es direkt zu fressen, kann einigen Hunden sehr schwer fallen. Planen Sie für das Training also genug Zeit ein, und gehen Sie kleinschrittig vor.
Als nächsten Schritt führen Sie dann das gewünschte Anzeigeverhalten ein. Hierfür muss nur ein Zwischenschritt zwischen dem Hingucken zum Futter und dem Belohnen nach dem Klick/ Marker erfolgen. Sie nähern sich also mit Ihrem Hund dem auf dem Boden liegenden Futter. Guckt Ihr Hund zum Futter, klicken/marken Sie ihn. Bevor Sie ihn jedoch füttern, geben Sie Ihr Signal für „sitz“. Warten Sie, dass Ihr Hund sich hingesetzt hat und belohnen ihn hochwertig. Um mit der Übung gleich weitermachen zu können, kann es hier Sinn machen, die Belohnung mit einem Freigabesignal etwas hinter sich zu werfen, damit der Hund aufstehen muss, um seine Belohnung zu holen. Guckt er jetzt nach dem Fressen der Belohnung wieder auf das ausgelegte Futter, klicken/markern Sie ihn, geben erneut Ihr Signal für „sitz“ und belohnen ihn hochwertig. Im nächsten Schritt gehen Sie auf das Futter zu, klicken/marken wieder für das Hinschauen und warten einen kleinen Moment, ob Ihr Hund es inzwischen schafft sich von alleine hinzusetzen. Schafft er dies, klicken/marken Sie und belohnen den Hund ausgiebig und hochwertig. Als Anzeigeverhalten ist beispielsweise auch ein „Platz!“, ein Handtouch oder Pfötchenheben denkbar.
Nachteil dieser Trainingsmethode:
Wohnen Sie in einer Gegend, wo Sie alle zwei Meter auf Pommes, Burger oder Dönerreste treffen, kann so eine Strecke durchaus zeitintensiv und anstrengend werden, wenn Ihr Hund Ihnen jedes gefundene Fressen durch ein Absitzen anzeigt. Überlegen Sie sich also vorher, ob diese Art von Anti-Giftköder-Training für Sie Sinn macht, oder eine andere Methode besser zu Ihnen passt.
Sollte Ihr Hund noch keinen Umgang mit auf dem Boden liegendem Futter gelernt haben oder das gewünschte Verhalten nicht zuverlässig ist, ist Vorsicht besser als Nachsicht.
Meiden Sie Gebiete, von denen Sie wissen, dass dort bereits präparierte Nahrungsmittel ausgelegt wurden. Um ganz sicher zu gehen, dass Ihr Hund keinen der präparierten Köder aufnimmt, lassen Sie ihn an der Leine, oder legen Sie ihm bei Spaziergängen einen Maulkorb um, mit dem es ihm nicht möglich ist Köder aufzunehmen.
Hierbei ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass Sie den für Ihren Hund passenden Maulkorb kaufen. Lassen Sie sich beim Kauf von einem Fachmann beraten, und achten Sie unbedingt darauf, dass der Maulkorb dem Hund nach dem Anlegen das Hecheln erlaubt. Bitte nehmen Sie Abstand von Stoff- oder Nylonmaulkörben, die so dicht an der Schnauze sitzen, dass sie das Hecheln verhindern. Da Hunde für den Temperaturausgleich im Körper auf das Hecheln angewiesen sind, kann jeder Maulkorb, der dieses unterbindet, zu einem Hitzschlag und somit auch zum Tode des Tieres führen.
Sollten Sie im Training unsicher sein, scheuen Sie sich nicht, sich professionelle Hilfe in Form eines Hundetrainers zu holen.
Informieren Sie sich gut über eventuelle Gefährdungen in Ihrem Bezirk oder Ihrer Wohngegend.
Hierfür gibt es für viele Regionen sogenannte „Giftköder-Radare“ im Internet, und es werden inzwischen auch Apps zu diesem Thema angeboten. Sollten Sie bei Spaziergängen mit Ihrem vierbeinigen Liebling auf Giftköder stoßen, entfernen Sie diese bitte unbedingt, melden Sie den Vorgang bei der örtlichen Polizei und Ihrem regionalen Giftköder-Radar. Um auch Hundehalter zu erreichen, die nicht ständig online sind, kann man auch einen Aushang an der Fundstelle machen.
Besteht auch nur der geringste Verdacht, dass Ihr Hund trotz aller Vorsichtsmaßnahmen einen Giftköder aufgenommen hat, suchen Sie bitte umgehend einen Tierarzt auf.
Bei Vergiftungen oder inneren Verletzungen entscheiden oft wenige Minuten über das Überleben des Tieres. Häufige Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, starker Speichelfluss, helle Schleimhäute und übermäßiges Hecheln. Aber auch andere Symptome können auf Vergiftungen hinweisen. Sollte Ihr Hund den Giftköder nicht ganz verschlugen haben, nehmen Sie die Reste unbedingt mit zum Tierarzt. Für die Behandlung kann es ausschlaggebend sein zu wissen, welche Art von Gift Ihr Hund verschlungen hat.
Grundsätzlich ist jedem Hundebesitzer die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs für Hunde anzuraten. Denn nur mit dem entsprechenden Wissen kann man im Notfall richtig reagieren und so seinem Vierbeiner eventuell das Leben retten.