Bei unserer Arbeit treffen wir zudem immer wieder auf Menschen, die uns um Rat fragen, da sie selbst mit Tierleid in Kontakt gekommen sind. Meist reichen da Verweise auf Veterinärämter, oder das Mitgeben der Kontaktdaten des Vereins. Doch manchmal gibt es auch Situationen, die so akut sind, dass wir sofort einschreiten müssen.
Während einer unserer bundesweiten Aktionen standen mein Kollege Malte und ich mit unserem Anhänger in einer netten, kleinen Fußgängerzone, in der es keine Probleme zu geben schien. Wir führten unsere Gespräche, beantworteten Fragen und gingen gut gelaunt unserer Arbeit nach. An diesem Vormittag kam eine junge Dame auf uns zu und fragte uns um Rat. Ein Verwandter, der sich vor Jahren einen Rottweiler namens Odin angeschafft hatte, sah sich nicht mehr in der Lage, sich um diesen zu kümmern. Sie berichtete, dass das Tier kaum rauskäme, generell stark vernachlässigt würde und dass der Halter mittlerweile ernsthaft über eine Einschläferung durch einen befreundeten Tierarzt nachdenke, da er ihn nicht im Tierheim abgeben oder vermitteln wollte.
Unter Tränen erzählte sie über den emotionalen Wert des gerade einmal fünf Jahre alten Tieres für die Familie und dass sie es nicht zulassen würde, dass dieser Hund eine egoistische Entscheidung mit seinem Leben bezahlen müsse. Bei Malte und mir schrillten sofort die Alarmglocken. Natürlich war uns klar, dass ein Tierarzt ein Tier nur dann einschläfern darf, wenn es so krank ist, dass keine Chance auf Heilung besteht, oder wenn es unter Qualen leidet, die medizinisch nicht mehr zu lindern sind. Wir überlegten gemeinsam mit der Frau, was man am Besten tun könne und schlugen ihr vor, dass sie als Familie gemeinsam versuchen sollten den Tierhalter umzustimmen. Sollte dies erfolglos bleiben, wäre der zweite Schritt, die Polizei hinzuzuziehen und sich an die örtlichen Tierheime zu wenden. Mit unseren Vorschlägen und den Kontaktdaten zum Verein verließ uns die Dame, und wir setzten unseren Arbeitstag mit ständig wiederkehrenden Gedanken an Odin fort, in der Hoffnung, dass sich alles klären und zum Guten wenden könnte.