Unsere junge Tierschützerin von "aktion tier JUNIOR" war allerdings sofort zur Stelle und konnte den leicht traumatisierten Vogel mit Hilfe ihrer Mama bergen. Schnell wurde ein kleiner Karton gefunden, der weich mit Küchentüchern ausgelegt wurde. Dann noch ein kleines Handtuchnest (zusammengerolltes Handtuch als Begrenzung mit Küchentüchern ausgepolstert), wie es von verschiedenen Wildvogelnothilfen beschrieben wird, mit hinein und unser unfreiwilliger Gast konnte einziehen. Wichtig dabei ist, dass der Vogel dunkel, ruhig, aber auch warm (Zimmertemperatur) gestellt wird. Der Karton sollte Lüftungslöcher haben und der Vogel muss aufrecht sitzend ins Nest gesetzt werden (Beine ordentlich unter dem Körper, Flügel angelegt, Kopf aufrecht gelagert). Bitte kein Wasser oder Futter verabreichen, da die Vögel in diesem Zustand ertrinken oder am Futter ersticken könnten. Jetzt sollte man dem Vogel einige Stunden Ruhe gönnen. Auch wenn er sich nach 2 Stunden schon wieder im Karton bewegt, sollte man noch ein wenig Zeit verstreichen lassen, bevor man ihn in die Freiheit entlässt.
Unser gefiederter Freund zeigte sich nach knapp 5 Stunden Ruhe wieder sehr munter. Er versuchte aus seinem Karton auszubrechen, konnte Flügel und Beine normal benutzen und auch sonst sah er aus, als wäre nie etwas gewesen. Wenn der Vogel zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht aktiv gewesen wäre, ein aufgeplustertes Gefieder oder eine ungewöhnliche Körper-, Kopf- oder Flügelhaltung gezeigt hätte, hätten wir umgehend Kontakt mit einer erfahrenen Wildvogelnothilfe oder einem Tierarzt aufgenommen, der den Vogel weiter fachgerecht versorgt.
Unser Singvogel konnte allerdings von unser jungen Retterin in seinem Karton nach draußen getragen und wieder in seinem bekannten Revier in die Freiheit entlassen werden. Vorher sperrte sie noch ihre Hunde und Katzen im Haus ein, damit der kleine Mann ganz ungestört starten konnte.
Anders verhält es sich allerdings, wenn der Vogel verletzt aufgefunden wird, zum Beispiel durch einen Katzenangriff. In diesem Fall sollte man, gerade bei stark blutenden Wunden, versuchen die Blutung durch leichten Druck auf die Wunde zu stoppen. Danach muss der Vogel, wie oben beschrieben in einen ruhigen Karton gesetzt werden. Als zusätzliche Wärmequelle kann eine Wärmflasche, ein Snugglesafe oder die Heizung dienen, nicht zu warm. Da sich der Vogel in einem massiven Schockzustand befindet, kühlt er sonst sehr schnell aus und stirbt. Wenn der Vogel ruhig gestellt wurde, muss sofort Kontakt mit einer Wildvogelnothilfe oder einem fachkundigen Tierarzt aufgenommen werden, da der Vogel dringend medizinische Versorgung benötigt.
Und als letztes noch eine kleine Bitte. In der Regel arbeiten Wildvogelnothilfen ehrenamtlich und stemmen die Kosten für die Versorgung ihrer Schützlinge selbst. Wenn ihr also einen verletzten Vogel in die Obhut einer solchen Pflegestelle gebt, vergesst in der ganzen Aufregung nicht auch eine kleine Spende zu übergeben. Vielen Dank!