Am 26. Oktober letzten Jahres zog eine kleine Pointer-Old English Bulldog (OEB)-Mix-Hündin bei mir und meiner Familie ein. Zu diesem Zeitpunkt war sie gerade mal 9 Wochen alt und hatte in ihrem doch bisher eher kurzen Leben schon viel erlebt. „Fenja“, wie wir sie kurzerhand tauften, wurde vom Veterinäramt in Verwahrung genommen und sollte bei uns zur Pflege wohnen bis geklärt ist, ob sie zu ihrer eigentlichen Besitzerin zurück darf oder beschlagnahmt und zur Vermittlung freigegeben wird.
Recht blauäugig nahm ich das kleine Bündel Hund von meinen Kollegen aus dem aktion tier-Tierheim Zossen entgegen und machte mir eigentlich nur Gedanken darüber, wie ich einen Welpen wochenlang bis zur Heilung des vorhandenen Beinbruchs ruhig stellen könnte. An weitere eventuell auftretende Schwierigkeiten verschwendete ich keinen Gedanken. Ich war vom Fach und würde das Kind schon schaukeln, und sie war ja auch bei weitem nicht mein erster Welpe. Doch schon am ersten Abend drehte Fenja völlig auf. Sie rannte durchs Haus, polterte ständig gegen die Einrichtung ohne vorher auch nur im Geringsten abzubremsen und biss in alles was ihr im Weg stand – bevorzugt wurden unsere Hände und Füße maßgenommen. Alle Versuche, beruhigend auf sie einzuwirken, ihr etwas als Alternative zum Reinbeißen anzubieten oder auch das Beißen durch Verlassen des Raumes zu unterbinden, scheiterten kläglich. Auch lautes Aufquietschen und ein Wegschieben nahm sie lediglich als Aufforderung jetzt erst recht in die Füße oder Hände zu gehen. Eigentlich führte sogar jeder Versuch sie in irgendeiner Weise von ihrem Handeln abzubringen dazu, dass sie noch heftiger wurde und noch fester zubiss. Sie kippte in ihrer Stimmung so schnell, dass ich noch nicht in der Lage war, die nächste „Attacke“ bereits vor ihrem Beginn in ein Alternativverhalten umzulenken.
Fenja war in einem Erregungslevel in dem sie uns kaum wahrzunehmen schien. Sie wirkte wie in ihrer eigenen Welt, und wir kannten noch keinen Weg, sie zurück in unsere zu holen. Ich hatte Angst um ihr Bein, welches unbedingt ruhiggestellt werden sollte und so langsam auch keine Lust mehr mich in Füße und Hände beißen zu lassen. Es blieb mir nichts anderes übrig als sie in ihre Box zu verfrachten, etwas zum Knabbern hinterherzuwerfen und ihr eine Auszeit zu verordnen. Fenja hatte offenbar durch die frühe Trennung von Mutter und Geschwistern weder gelernt ihren Bewegungsapparat zu sortieren, noch ihren Kiefer zu kontrollieren. Die fehlende Beißhemmung paarte sich mit der fehlenden Selbstkontrolle zu einem in den ersten Wochen fast unerträglichem Paket.