Allgemein verzichten auch Fleischesser immer häufiger auf Wurst und Fleisch: Mehr als 42 Millionen Deutsche nehmen regelmäßig an drei oder mehr Tagen in der Woche kein Fleisch zu sich. Für einen Verzicht auf Fleisch gibt es viele Gründe – es ist die einfachste Möglichkeit für jeden einzelnen, der unfassbaren Tierausbeutung und -qual, die mit der Fleischproduktion untrennbar verbunden ist, den Rücken zu kehren. Die industrielle Tierzucht ist, abgesehen von unermesslichem Tierleid, auch mitverantwortlich für das enorme Ernährungsungleichgewicht unserer Welt, denn während heute annähernd so viele Übergewichtige wie hungernde Menschen auf unserem Planeten leben, könnten wir mit einer rein vegetarischen Ernährungsweise fast 12 Milliarden Menschen ernähren.
Da für jedes Kilo Fleisch bis zu 20 Kilogramm Pflanzenmasse und Tausende Liter Wasser benötigt werden, sind der heutigen Ernährungsgewohnheit der sogenannten ersten Welt durch die Ressourcenverfügbarkeit natürliche Grenzen gesetzt. Zudem ist die weltweite Viehzucht einer der Hauptverursacher des Treibhauseffekts und des Klimawandels; die Produktion eines Kilogramms südamerikanischen Rindfleischs verursacht die gleiche Menge an CO2-Ausstoß wie eine bis zu 1.600 Kilometer lange Autofahrt.
Der übermäßige Konsum von Fleisch ist verantwortlich für viele Zivilisationskrankheiten, mittlerweile wurde Fleisch von der WHO sogar als krebserregend eingestuft. Die Unmengen in der Tiermast verwendeten Antibiotika bedeuten unkalkulierbare Risiken für den Verbraucher, Todesfälle in Folge von antibiotikaresistenten Keimen sind längst keine Seltenheit mehr. Ernährungsexperten gehen angesichts dieser und weiterer Faktoren davon aus, dass der Konsum von Fleisch in den hochentwickelten Gesellschaften weiter sinken wird. Diesen Trend haben auch diejenigen erkannt, die vom Verkauf von vor allem billigen Fleisch in großen Massen leben: die Fleischkonzerne.
„Wurst als Zigarette der Zukunft“…?
Mit dem Trend zum Fleischverzicht wandelt sich auch deren Zielgruppe, und schon längst bieten Rügenwalder, Wiesenhof und viele andere Marktführer vegetarische oder sogar vegane Alternativen an. Mit großem Erfolg setzt man hier auf pflanzliche Proteine etwa aus Hülsenfrüchten oder Soja: Die Marktanteile der fleischlosen Produkte sind in allerkürzester Zeit auf bis zu 30 % oder noch mehr des Gesamtumsatzes gestiegen, mit genauen Zahlen hält man sich vornehm zurück. Doch Marktforschungen zeigen, dass die vegetarischen Kopien von Teewurst und Co. ihre fleischlastigen Abbilder um das bis zu fünffache Absatzvolumen übertreffen. Selbst in Kreisen der Fleischunternehmer ist die Rede von der „Wurst als Zigarette der Zukunft“, wie Branchenkenner berichten – wer auf Fleisch verzichtet, muss immer weniger fürchten schief angesehen zu werden. Lange Zeit mussten Vegetarier und Veganer sich mit dem zufriedengeben, was in Bioläden zu hohen Preisen und ohne Konkurrenz an fleischlosen Alternativprodukten angeboten wurde.
Wer nun auch gerne auf fleischlose Wurst und Aufschnitt von „herkömmlichen“ Anbietern umsteigen möchte, der sollte zuerst auf die Inhaltsstoffe achten: Im ersten Schritt haben viele Wursthersteller nicht ganz auf tierisches Eiweiß im Aufschnitt verzichtet, sondern sich eines Tricks bedient – und einfach Fleisch durch Ei ersetzt. So bestehen viele günstige „Fleischalternativen“ zu bis zu 75 % aus Eiklar, welches oft aus nicht artgerechten Produktionsformen stammt – auch so wird die Massentierhaltung unterstützt. Darüber hinaus jedoch sollte sich jeder selbst überlegen, wen er mit seinem Einkauf fördern möchte. Denn auch wenn die vegetarischen und veganen Wurstalternativen auf dem Vormarsch sind, wird das Kerngeschäft der Fleischproduzenten weiterhin auf der Ausbeutung von Tieren in der industriellen Massentierhaltung beruhen. Der Ausbau der fleischlosen Alternativen wird langfristig sicher zu einem breiteren Angebot führen, als es jemals in unseren Supermärkten verfügbar war. Wie auch in vielen anderen Zweigen gilt jedoch auch hier: Ein wachsames Auge des Konsumenten ersetzt die beste Werbung aus den Marketingbüros der großen Firmen.