Hauspferde | Massentierhaltung

Das Leiden der Schlachtpferde

Für viele Tierfreunde ist das Thema Schlachtpferde besonders sensibel. Pferde sind unter den Lieblingstieren vieler Menschen sehr stark vertreten, oft von Kindesbeinen an. Doch gehören sie offiziell nicht zu den Haustieren, sondern wie Rinder und Schweine zu den Nutztieren.

Foto: © AdobeStock/Claudia Närdemann

Dies bedeutet, dass nicht nur die Zucht und Haltung, sondern auch die Schlachtung tierschutzrechtlich geregelt wird und legal ist. Auch wenn es für viele Tierfreunde nicht vorstellbar ist: Gerichte aus Pferdefleisch haben durchaus Tradition, auch in Deutschland. Zu den bekanntesten zählt wohl der Rheinische Sauerbraten. In den meisten Restaurants wird Sauerbraten mittlerweile aus Rindfleisch zubereitet. In früheren Zeiten aber kam das Fleisch alter Pferde für dieses Gericht zum Einsatz, welches durch Beize aufgeweicht wurde und durch Essig einen sauren Geschmack bekam. Die Verarbeitung zu Lebensmitteln ist aus rechtlicher Sicht ein vernünftiger Grund, ein Pferd zu töten. Daher muss jedes Pferd (und auch jedes Pony und jeder Esel) einen sogenannten Equidenpass besitzen. In diesem Dokument ist festgehalten, ob das Pferd für eine Schlachtung freigegeben ist oder nicht. Dies ist bei Pferden nicht der Fall, wenn sie im Reitsport zum Einsatz kommen. Denn diesen dürfen andere Medikamente verabreicht werden als denjenigen, die im Freizeitbereich gehalten werden. Für alle anderen Pferde gelten weniger strenge Regeln, an die Tierärzte sich halten müssen. Genau diese Vorschrift sorgte vor wenigen Jahren für einen europaweiten Skandal: Bei Lebensmitteltests wurde in Hackfleischprodukten wie Tiefkühllasagne ein Schmerzmittel für Pferde nachgewiesen. Tiere, die dieses Medikament erhalten, dürfen jedoch nicht zur Produktion von Lebensmitteln für den menschlichen Verzehr genutzt werden. Grundsätzlich war das verwendete Pferdefleisch in allen Lebensmitteln nicht als Inhaltsstoff deklariert, bzw. es wurde in täuschender Absicht als Rindfleisch verkauft. In Folge des Skandals hatte die EU-Kommission zunächst angekündigt, die Deklarationspflicht verschärfen zu wollen. Aus Kostengründen wurde dies jedoch nicht umgesetzt.

Viele ausgemusterte Sportpferde landen weiterhin im Schlachthof, auch wenn sie für den menschlichen Verzehr nicht zugelassen sind. In der Regel werden sie zu Tierfutter verarbeitet. Auch für Reittiere, die von ihren Haltern nicht mehr gewollt werden, führt der letzte Weg oft zum Schlachter. Etwa 100 Pferdemetzgereien gibt es derzeit noch in Deutschland, einige Tausend Tiere schlachten sie pro Jahr.

Im Schlachthof landen nicht nur ausgemusterte Sportpferde. Was viele nicht wissen: Auch Pferde werden zur Nahrungsmittelproduktion gezüchtet.

Dies geschieht vor allem in Frankreich, Island und Italien, aber auch beispielsweise in Kanada, Mexiko oder Argentinien. Insbesondere Fohlen werden hier für die Fleisch- und Wurstproduktion gezüchtet. Der pro-Kopf-Verbrauch von Pferdefleisch ist eine rechnerische Größe, sie geht in Deutschland seit Jahren zurück. Heute beträgt der Wert etwa 50 Gramm, der Höchstwert in Europa wird mit 900 Gramm pro Kopf und Jahr in Italien gemeldet. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 870 Tonnen Pferdefleisch produziert. Noch in den 1990er Jahren lag dieser Wert fast viermal so hoch. Dieser Rückgang ist ein sehr deutliches Zeichen dafür, dass das Image von Pferden sich stark verändert hat und sie vielmehr als Lebensgenossen und nicht als Schlachtvieh gelten.

Viele Tierschützer möchten auch solchen Pferden noch eine Chance geben, die bereits auf dem Weg zum Schlachthof oder auch schon dort angekommen sind. Es gibt mehrere Möglichkeiten, solche Tiere freizukaufen oder sie einfach offiziell zu übernehmen, denn oft hat ein Abgabegrund z.B. in einer Pferdeklappe finanzielle Hintergründe. Doch sollte sich jeder Tierfreund vor einer solchen Entscheidung sehr genau überlegen, ob er oder sie dem Anspruch eines so großen Tieres gerecht werden kann. Dies gilt generell bei der Aufnahme eines Tieres z.B. aus dem Tierheim, aber ein Pferd bedeutet noch einmal eine ganz andere Verantwortung als eine Katze oder ein Hund. Vor allem mit Blick auf die finanzielle Belastung. Viele Lebenshöfe oder Pferdeschutzorganisationen bieten daher auch die Möglichkeit einer Patenschaft an, die sich mehrere Tierfreunde auch teilen können.

Jan Peifer